- 24. Mai 2022
Besuch des jüdischen Friedhofs in Freistett
Am 28. April 2022 gingen wir, die Klassen 6 a, b und c des AFG auf den jüdischen Friedhof in Freistett. Dieser wurde 1817 von Juden erbaut, da sie nicht auf einem christlichen Friedhof beerdigt werden durften und wollten. Viele Juden lebten früher in Rheinau und der nächste jüdische Friedhof war zu weit weg für den Transport des Leichnams in der Kutsche.
Ganz vorsichtig durften wir den ruhigen Friedhof zusammen mit Herrn Gerd Hirschberg betreten. Herr Hirschberg erzählte uns dabei Spannendes zur Geschichte des Friedhofs und zu einigen jüdischen Traditionen. Wir waren erstaunt, was sich hinter der jüdischen Friedhofshecke direkt an der Straße befindet. Auf diesem Friedhof gibt es große, aber auch kleine Gräber, die teilweiße mit Efeu bedeckt sind. Auf jedem Grabstein gibt es verschiedene Zeichen, wie z. B. zwei ausgestreckte segnende Hände als Symbol der jüdischen Gebetshaltung oder ein Weinkrug. Auch steht auf fast jedem unterschiedlich geformten Grabstein der Name der Verstorbenen. Dadurch bleibt jedes Grab einzigartig. Interessant finden wir die jüdische Tradition, dass die Angehörigen nach dem Tod des Verstorbenen nur ein Jahr trauern sollen. Das bedeutet, dass man nur maximal ein Jahr Trauerkleider trägt. Herr Hirschberg erklärte uns, wie wichtig es ist, den Friedhof mit Respekt zu betreten. Die Jungen und Männer müssen eine Kopfbedeckung tragen. Es gilt außerdem die Regel: Zu jedem Grab muss man mindestens fünfzig Zentimeter bis einen Meter Abstand halten, damit man genug Abstand zu den ehemaligen Körpern unter der Erde hat. Die Gräber wurden damals so erbaut, dass die Füße der Verstorbenen Richtung Jerusalem (Osten) zeigten. „Warum wird der Friedhof hier eigentlich nicht so gepflegt wie unsere Friedhöfe?“, fragte eine Klassenkameradin. Nun wissen wir es: Weil in den Zeiten des Nationalsozialismus viele Juden getötet und verschleppt wurden, wird der Friedhof heute nur noch von einzelnen Angehörigen besucht. Es gibt auch eine jüdische Tradition, die vorschreibt, die Gräber nicht zu pflegen, weil die Toten in Ruhe gelassen werden sollen. Herr Hirschberg erzählte uns aber auch, dass es viele jüdische Friedhöfe gibt, auf denen die Gräber gepflegt werden. Wir finden es schade, dass wir Christen und Juden nicht einen gemeinsamen Friedhof haben und es kaum noch jüdisch-gläubige Menschen hier bei uns gibt, weil dann könnten wir die Gräber gemeinsam pflegen. Dieser Ausflug hat uns sehr gefallen, da es sehr spannend war zu sehen, wie die Juden ihren Friedhof erbaut haben.
Mia Hähnel, Sandro Weis, Stefan Frietsch, Sibel Durst, 6a