Autorenlesung mit Luca Kieser
Literatur zum Anfassen:
Autor Luca Kieser begeistert Schülerinnen und Schüler am Anne-Frank-Gymnasium
Wie lebendig und aktuell Literatur sein kann, erlebten die Schülerinnen und Schüler des Anne-Frank-Gymnasiums in Rheinau bei einem besonderen Besuch: Der aus Tübingen stammende junge deutsche Autor Luca Kieser war zu Gast und stellte seinen Roman „Pink Elephant“ vor. Am darauffolgenden Tag vertiefte er die Begegnung mit einem Workshop zum kreativen Schreiben – zwei Veranstaltungen, die eindrucksvoll zeigten, welchen Gewinn die direkte Begegnung mit Literatur für eine Schulgemeinschaft haben kann.
Im Mittelpunkt der Lesung stand Kiesers Coming-of-Age-Roman „Pink Elephant“, der sich sensibel und zugleich eindringlich mit den Themen Migration, Identität und Diskriminierung auseinandersetzt. Schnell wurde deutlich, dass die behandelten Fragen weit über die Romanhandlung hinausreichen und viele Jugendliche unmittelbar berühren. Durch die Lesung führte der stellvertretende Schulleiter Kilian Laug, der den Autor mit zielgerichteten und neugierigen Fragen vorstellte und so einen persönlichen Zugang zu Werk und Autor eröffnete. Dabei ging es nicht nur um den Inhalt des Romans, sondern auch um dessen Entstehung, um biografische Hintergründe und um die Motivation, sich literarisch mit gesellschaftlich relevanten Themen auseinanderzusetzen.
Besonders lebendig wurde die Veranstaltung im anschließenden Gespräch: Die Schülerinnen und Schüler nutzten die Gelegenheit, eigene Fragen zu stellen – zum Roman, zum Autorenleben und zur Person Luca Kieser. Literatur wurde hier nicht als Pflichtstoff erlebt, sondern als lebendiger Dialog über Erfahrungen, Perspektiven und Haltung. Die Offenheit und Authentizität des inzwischen in Wien lebenden Autors sorgten für eine Atmosphäre des Austauschs auf Augenhöhe. So beantwortete Kieser die Frage, wie viel man den als Schriftsteller verdiene, ehrlich: Lediglich 10% des Buchpreises gehen an den Urheber. Allerdings tragen auch Lesungen und Auszeichnungen zum Verdienst bei. Kieser hat dieses Jahr bereits das mit 18.000€ dotierte Kranichsteiner Kinder- und Jugendliteratur-Stipendium und jetzt im Dezember das Aufenthaltsstipendium 2026 des Stuttgarter Schriftstellerhauses e.V. erhalten. Die Frage, ob er zum Schreiben KI nutze, verneinte Luca Kieser. Zum einen seien die Ergebnisse zu schlecht, außerdem gibt es eine Verzichtsklausel im Vertrag mit dem Verlag.
Am nächsten Tag knüpfte Luca Kieser mit einem Workshop zum kreativen Schreiben an diese Eindrücke an. Teilgenommen haben Schülerinnen und Schüler, die selbst bereits schreiben oder sich dem Schreiben annähern möchten. In gemeinsamer Arbeit wurden unterschiedliche Schreibtechniken und kreative Übungen erprobt, Texte entstanden, wurden vorgestellt und wertschätzend besprochen. Für viele Teilnehmende war dies ein ermutigender Moment: Einige Schülerinnen berichteten, neue Lust am Schreiben gewonnen zu haben und diesem Hobby künftig mehr Raum geben zu wollen. Die Begeisterung war spürbar – sowohl für das Schreiben selbst als auch für den offenen Austausch über Texte und Ideen.
Der Besuch von Luca Kieser zeigt exemplarisch, wie das Anne-Frank-Gymnasium Literatur versteht und vermittelt: als lebendige Kunstform, die zum Denken anregt, Empathie fördert und junge Menschen in ihrer persönlichen Entwicklung begleitet. Lesungen und Workshops dieser Art bereichern nicht nur den Unterricht, sondern stärken auch die kulturelle Bildung und die Freude am Lesen und Schreiben. Für das AFG sind solche Begegnungen ein wichtiger Baustein eines zeitgemäßen Bildungskonzepts – und für die Schülerinnen und Schüler eine Erfahrung, die noch lange nachwirken dürfte.
(La)
